Endlich handeln: Solidarität mit intergeschlechtlichen Menschen

DIE LINKE.queer

Anlässlich des „Intersex Awareness Day“ am 26.10.2020 erklären für DIE LINkE.queer deren Bundessprecher*innen Lia Becker und Daniel Bache:

Selbstbestimmung, Solidarität und Akzeptanz sind immer noch keine Selbstverständlichkeiten in der Lebensrealität intergeschlechtlicher Menschen. Nach dem großen Erfolg, der mit der Bundesverfassungsgerichtsentscheidung zum „dritten Geschlecht“ erreicht wurde, herrscht in vielen Bereichen nunmehr Ernüchterung, weil Bundesregierung und Landesregierungen in zahlreichen Politikfeldern nicht ordentlich in die Pötte kommen.

So ist der aktuelle Gesetzesentwurf des Bundesjustizministeriums, der intergeschlechtliche Neugeborene und Kinder vor medizinisch unnötigen Operationen sowie hormonellen und anderen medikamentösen Behandlungen schützen soll, unzureichend. Intergeschlechtlichen Kindern drohen weiterhin normierende Operationen, transgeschlechtlichen Jugendlichen hingegen werden Steine in den Weg gelegt. Diese zentralen Kritikpunkte der Fachverbände am vorliegenden Entwurf müssen von der Bundesregierung aufgenommen werden.

Fortbildungsangebote und die Selbstorganisation von Transpersonen müssen zudem dringend ausgebaut werden. Bei der Beratung von intergeschlechtlichen Jugendlichen und ihren Eltern müssen intergeschlechtliche Lebensrealitäten und Perspektiven eingebunden werden. Intergeschlechtlichkeit muss zudem entpathologisiert werden, es handelt sich nicht um eine „Krankheit“.

Auch Entschädigungen für die Opfer genitalverändernder Operationen müssen endlich beschlossen werden – diese Operationen waren zu jeder Zeit Unrecht und haben für die Betroffenen oft schwere körperliche und psychische Folgen gehabt, in ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung wurde unrechtmäßig eingegriffen.

Ohne eine grundlegende Abkehr vom wissenschaftlich und gesellschaftspolitisch völlig überholten binären Geschlechterdenken ist ein Ende der Diskriminierung und eine wirkliche Akzeptanz intergeschlechtlichen Lebens nicht zu gewährleisten. Hier sind insbesondere die Landesregierungen gefordert, entsprechende Bildungs- und Aufklärungsangebote voranzubringen.