Sexarbeit als Realität anerkennen, moralischen Dogmatismus überwinden

Die Linke queer

Die kommunale Fraktion Die Linke im Rat der Stadt Bergkamen hat am 1. August 2024 eine Pressemitteilung zu einem Antrag auf Eröffnung eines Bordells in der Stadt Bergkamen veröffentlicht. Dazu erklären Luca Renner und Daniel Bache, Bundessprecher*innen von Die Linke queer:

Die Linke hat sich aktuell in ihrem Europa-Wahlprogramm entschieden gegen die Kriminalisierung von Sexarbeitenden und deren Kund:innen ausgesprochen. Sie lehnt damit das „Nordische Modell“ ab. Dieses Modell ist repressiv - und in der Praxis längst gescheitert.

Die Linke steht seit Jahren an der Seite der Deutschen Aids-Hilfe und anderer sozialer Träger, wenn es darum geht, die soziale Lebensrealität von Sexarbeitenden zu verbessern und selbstbestimmte, sichere Arbeit in diesem Bereich zu ermöglichen. Dazu müssen Sexarbeitende einbezogen werden, die oftmals vom Ausschluss aus Systemen der sozialen Sicherung und der Gesundheitsversorgung oder von Illegalisierung aufgrund ihres Aufenthaltsstatus betroffen sind. Initiativen zur betrieblichen oder gewerkschaftlichen Selbstorganisation von Sexarbeitenden gilt es zu unterstützen.

Teile der politischen Linken vermengen ein paternalistisches Verständnis von sexueller Selbstbestimmung und vulgären Antikapitalismus mit einer völlig entgrenzten Rhetorik, um darüber hinwegzutäuschen, dass es für das „Nordische Modell“ keine in der Realität verankerte sachliche Grundlage gibt. Solche Debatten werden oft aus dem Bauch heraus und ohne irgendeine Sachkenntnis geführt. Qualitativ ist das nicht von dem Populismus der CSU in dieser Frage zu unterscheiden.

Die Linke muss sich in ihrer Gesamtheit fachpolitisch eingehender als bisher mit Sexarbeit, sexueller Selbstbestimmung sowie mit Vielfalt innerhalb der Sexarbeit befassen, sowohl was die Vielfalt der Betätigungsfelder als auch die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt innerhalb der Branche angeht. Nur so ist sicherzustellen, dass die Sexarbeitspolitik von Die Linke den Bedürfnissen von Sexarbeitenden auch tatsächlich Rechnung trägt.

Vom Deutschen Frauenrat über den Deutschen Juristinnenbund, Die Deutsche Aidshilfe, die Diakonie Deutschland bis hin zur Dortmunder Mitternachtsmission e.V. – Beratungsstelle für Prostituierte, Ehemalige und Opfer von Menschenhandel und contra e.V. Kiel – Fachstelle gegen Frauenhandel in Schleswig-Holstein ist die Ablehnung des nordischen Modells eindeutig.

Als Bundesarbeitsgemeinschaft der Partei Die Linke unterstützt Die Linke queer, der rund 1.000 Mitglieder angehören, eine Politik, die die Interessen der Betroffenen im Blick hat. Wir sind uns sicher, dass diese Linie auch weiterhin die politische Linie der Partei Die Linke bleiben wird.