Queerfeindliche Gewalt: Polizei in Herne betreibt aktiven Täterschutz

DIE LINKE.queer

Zum bewussten Verschweigen eines queerfeindlich motivierten Übergriffs am Rande des CSD Herne im Juni 2022 durch das auch für Herne zuständige Polizeipräsidium Bochum erklären die Sprecher*innen des Kreisverbandes von DIE LINKE.Herne/Wanne-Eickel, Rosa Mühlstrasser und Patrick Gawliczek, sowie der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft DIE LINKE.queer, Frank Laubenburg:

Das Verschweigen des Übergriffs in Herne durch die Polizei war im Ergebnis reiner Täterschutz. Es ist aufzuklären, ob dies aus politischen Gründen oder aus Inkompetenz erfolgte. 

Wenn am Tag der Christopher-Street-Day-Veranstaltung am Herner Bahnhof ein Mensch aus offensichtlich queerfeindlicher Motivation heraus von mehreren Personen angegriffen wird, müssen Zeug*innen und Hinweisgeber*innen auf die Gruppe der Täter*innen gesucht werden. Gerade zum CSD reisen Menschen aus unterschiedlichen Städten mit der Bahn an und ab. Beim Thema queerfeindlicher Gewalt gibt es bei diesen CSD-Besucher*innen eine hohe Sensibilität. Eine Veröffentlichung zum Tatgeschehen hätte sehr wahrscheinlich zu Hinweisen auf die Gruppe der Täter*innen geführt, zumal nicht ausgeschlossen werden kann, dass es vor der queerfeindlichen Gewalttat Belästigungen oder Pöbeleien gegenüber anderen Gästen des CSD durch dieselbe Gruppe gegeben hat.

Es ist perfide, wenn die Herner Polizei nun angibt, auf eine Pressemitteilung und einen Fahndungsaufruf verzichtet zu haben, um das Opfer des Angriffs zu schützen.

Die geschlechtliche Identität und die sexuelle Orientierung des Opfers sind zudem vollkommen irrelevant und hätte in einer Pressemitteilung oder einem Fahndungsaufruf ebenso wenig erwähnt werden müssen wie sein Wohnort. Gesucht werden muss ja nach den Täter*innen - und queerfeindliche Gewalt kann jeden Menschen treffen, der von Täter*innen für queer gehalten wird, egal, ob das zutreffend ist oder nicht. Von daher ist es schlichtweg unsinnig, wenn die Polizei nun angibt, sich seinerzeit um die Privatsphäre des Opfers gesorgt zu haben. Diese ‚Argumentation‘ ist wirklich dümmer als die Polizei erlaubt.

Vielmehr scheinen die in den Vorgang verwickelten Beamt*innen eine nicht-heterosexuelle Orientierung für einen Makel zu halten – und den erfolgten Übergriff nicht ernst zu nehmen. Angesichts rechtsextremer, rassistischer und queerfeindlicher Chatgruppen von Polizeibeamt*innen in NRW und einer CDU/Grünen-Landesregierung, die erst in dieser Woche eine renommierte Dozentin der Polizeihochschule im benachbarten Gelsenkirchen entlassen hat, weil sie auf diesen allseits bekannten ‚braunen Dreck‘ in den Polizeibehörden hingewiesen hat, darf über das Verhalten der Polizei bei der Nicht-Aufklärung des Übergriffs in Herne nicht zur Tagesordnung übergegangen werden. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass die örtliche Polizei bereits zuvor einen anderen queerfeindlichen und brutalen Übergriff nicht als solchen, sondern als ‚Streit‘ dargestellt hatte.

Es braucht endlich flächendeckende polizeiunabhängige Beratungsstellen für Opfer queerfeindlicher und rassistischer Gewalt, die der Kumpanei mit Tätern unverdächtig sind. Täterschutz ist kein Kavaliersdelikt.